WADJDAR: Haifaa Al-Mansour Wadjda ist ein 12jähriges Mädchen, das sich nicht an die Regeln des Islam hält. Sie lebt in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad, wo Männer und Frauen immer noch getrennte Wege gehen und Frauen ihre traditionelle Rolle erfüllen, wie es der Koran vorschreibt. Wadjda trägt Turnschuhe und unter einem roten anstatt einem schwarzem Tschador Blue Jeans. Das darf der jungen Schuldirektorin Hissa nicht gefallen, die selbst keinen Schleier trägt. Die Regisseurin Haifaa Al-Mansour spielt humoristisch mit den Gepflogenheiten der konservativen Islamisten – da fliegt schon auch mal ein Schleier durch die Luft, den der Nachbarssohn Abdullah aus Spaß lüftet.
Erstmals wurde mit deutscher Hilfe ein Film in Saudi Arabien gedreht, in einem Land, wo es keine Kinos gibt, weil das öffentliche Schauen verpönt ist, nicht nur im Kino. Und diesen ersten Spielfilm drehte eine Frau und Frauen ist sowieso fast alles verboten außerhalb des eigenen Heims, so das Auto- und Radfahren. Und wie könnte es anders sein, der Film handelt von einem Mädchen, das sich nichts anderes wünscht als ein Fahrrad mit dem sie mit Abdullah um die Wette fahren kann.
Haifaa Al-Mansour erzählt diese Geschichte als Märchen, das Visionen erlaubt. Eben: Es handelt sich weniger um einen sozialkritischen Film als um die Bestandsaufnahme von menschenverachtenden Gesellschaftsregeln, die fabulös durchbrochen werden. Dass die Regisseurin gerade ein Fahrrad zum Symbol des Aufbruchs im ölreichsten Land der Welt wählt, ist grotesk und Zeichen der Stärke des Aufbegehrens. (Helmut Groschup, Dolomiten)
Haifaa Al-Mansour: „Klar war es für mich als Frau schwierig und manchmal gefährlich, auf der Straße zu drehen. Wir hatten zwar alle nötigen Genehmigungen. Aber in bedrohlichen Situationen habe ich mich in einem abgedunkelten Auto versteckt und von dort die Dreharbeiten geleitet, besonders wenn sehr konservativ eingestellte Leute uns bedrängten und verlangten, dass wir abhauen sollten.”
- Uraufführung: Filmfestspiele Venedig 2012; Südwind-Filmpreis IFFI 2013
Saudi Arabien/Deutschland 2012; Regie & Buch: Haifaa Al-Mansour; Kamera: Lutz Reitemeier; Schnitt: Andreas Wodraschke; DarstellerInnen: Reem Abdullah (Mutter), Waad Mohammed (Wadjda), Abdullrahman Al Gohani (Abdullah), Ahd (Hussa), Sultan Al Assaf (Vater), Rafa Al Sanea (Fatima), Dana Abdullilah (Salma), Rehab Ahmed (Noura) u.a.; (DCP; Farbe; 98min; arabische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).
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