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BALZAC ET LA PETITE TAILLEUSE CHINOISE

BALZAC UND DIE KLEINE CHINESISCHE SCHNEIDERIN

R: Sijie Dai

Kann ein Huhn ein „bürgerliches Übel” sein? In dem abgelegenen chinesischen Bergdorf durchaus, in das die beiden 18-jährigen Studenten Luo und Ma in den 70er Jahren zur Umerziehung geschickt werden. Ihr Kochbuch aus der Stadt wird gleich vom Parteifunktionär als „bourgeoises Machwerk” entlarvt und verbrannt, und das gleiche droht dem Instrument des Violinisten Ma, das die Dorfbewohner argwöhnisch wie eine Bombe herumreichen. Der Chefideologe entscheidet, dass es auch ins Feuer gehört, aber dann rettet Ma die Situation, indem er eine Mozartsonate spielt und diese „Mozart denkt an den Führer Mao” nennt. Mit solch einem zärtlichen Spott hat noch kein chinesischer Intellektueller von der Kulturrevolution erzählt.
Der chinesische Regisseur Sijie Dai, der seit mehr als 15 Jahren im französischen Exil lebt, hat zusammen mit Nadine Perront seinen gleichnamigen Roman bearbeitet und selbst verfilmt. Dem Buch liegen eigene Erlebnisse in einem Umerziehungslager während der Kulturrevolution zu Grunde. Sijie enthält sich aller Bitterkeit, erzählt mit federleichter Ironie, lässt die unverbrauchten Gesichter seiner jungen DarstellerInnen sprechen und die Magie der still herrschenden Berglandschaft. Und wenn die beiden Studenten der Tochter des Dorfschneiders verfallen und sie bei Vorlesestunden aus einem heimlich beschafften Roman von Balzac verführen, verändert sich der Film von einer sanften Satire in eine romantische Komödie, die „Umerziehung” wird zu einer „éducation sentimentale”.
(nach: www.taz.de; www.berlinonline.de; Bernd Haasis)
„Vor einer atemberaubenden Naturkulisse zeigt uns Sijie Dai, welche Kraft Kunst und Kultur auf unser Leben haben können. (...) Im Gegensatz zum Roman endet Sijies Verfilmung mit einer Blende in die Gegenwart. Der inzwischen 40-jährige Liu kehrt aus dem französischen Exil noch einmal in das Dorf seiner Verbannung zurück. Der traurige Anlass: das Dorf und das gesamte Tal sollen einem gigantischen Staudamm weichen. Das Schlussbild von der Flutung wird zur berührenden Metapher für den Untergang einer Zivilisation und zugleich der Erinnerungslandschaft des Autors.” (Anne Wotschke)
„Die wunderbar von Jean Marie Dreujour fotografierte Betrachtung der kleinen Fluchten im Reich der Mitte unter Mao lässt Wehmut über den Verlust von Jugend spüren, aber vor allem die Liebe zum geschriebenen Wort, die zu allen Zeiten allen Diktaturen trotzt. Kein Wunder, dass die chinesische Zensur diesen Film noch unter Verschluss hält.”
(www.br-online.de)

Frankreich 2002; Regie: Sijie Dai; Buch: Sijie Dai, Nadine Perront, nach Dai Sijies gleichnamigem Roman; Kamera: Jean-Marie Dreujou; Musik: Wang Pujian; DarstellerInnen: Xun Zhou (Kleine Schneiderin), Kun Chen (Luo Ming), Ye Liu (Ma Jianling), Shuangbao Wang (Dorfvorsteher), Hong Wei Wang (Vier-Auge) u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 110min; ORIGINALFASSUNG – teils in Französisch, teils in Mandarin – MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


  
Filmplakat