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DER MANN OHNE VERGANGENHEIT

MIES VAILLA MENNEISYYTTÄ

R: Aki Kaurismäki

Eigentlich wollte der finnische Regisseur Aki Kaurismäki keinen Film mehr drehen. Aber jetzt hat er nach vierjähriger Pause in Cannes mit THE MAN WITHOUT A PAST (DER MANN OHNE VERGANGENHEIT) für eine beglückende Überraschung gesorgt und sich den Preis der Internationalen Jury sowie den Preis der Ökumenischen Jury geholt.
Am Bahnhof entsteigt abends einem Zug ein Mann (Markku Paltola) mit einem Koffer, der sich nach einer Weile am Rand eines Parks auf einer Bank ausruht. Im Schlaf wird er von Rowdys überfallen, halbtot geschlagen und ausgeraubt. Blutüberströmt schleppt er sich in die nahe liegende Bahnhoftoilette, wo seine Einlieferung ins Spital veranlasst wird. Dort wird er bald aufgegeben und für tot erklärt. Aber plötzlich richtet sich der Mann, der nicht nur seine Papiere, sondern auch die Erinnerung und das Gedächtnis verloren hat, wie einst Lazarus in seinem Bett auf, verlässt das Spital und findet sich bei Obdachlosen wieder. Bei der Heilsarmee erhält er zunächst warme Suppe, später auch Kleider, und lernt die Heilsarmee-Offizierin Irma (Kati Outinen) kennen.
(aus: www.medientipp.ch)
„ ‚Die Welt an sich und das Dasein ist sehr traurig´ sagt Aki Kaurismäki. Und weil das so ist, hat er beschlossen, seine Zuschauer mit einem Happy End zu belohnen. Das ist sehr freundlich von dem bärbeißigen Finnen, der sein Handy während der Pressekonferenz in den Mülleimer wirft, weil es überraschend klingelt. ‚Sonst ruft auch nie jemand an´, meint er grimmig, ‚warum dann jetzt?´ und als die versammelten Journalisten erheitert reagieren, fügt er hinzu: ‚So eine Reaktion erwartet man doch von mir, oder?´
So einen Film haben wir auch wieder von ihm erwartet. Er enthält all das, was schon DAS MÄDCHEN AUS DER STREICHHOLZFABRIK vor zwölf Jahren zu etwas ganz Besonderem machte. Kaurismäki ist ein Freund des finnischen Proletariats und in fast all seinen Filmen porträtiert er dessen Vertreter. Aber er ist ganz weit entfernt von dem sozialkritischen Realismus etwa eines Ken Loach. Seine präzisen, geschliffenen Charaktere bewegen sich in einer künstlichen, sehr atmosphärischen Welt. Dafür sorgen auch die Ausleuchtung, die Kadrage und die langen Einstellungen des Kameramannes Timo Salminen, der schon seit über zwanzig Jahren gemeinsam Filme mit dem Finnen realisiert.
Kaurismäkis Anliegen ist es, möglichst ökonomisch und effektiv zu arbeiten. Jede Szene wird gleich gedreht, es gibt kein Proben mit Schauspielern, ‚das Drehen ist die Probe´ meint Kaurismäki. Auch darüber, wie ein Charakter sein soll, diskutiert er lieber nach als vor dem Dreh. Doch für die Schauspieler scheint diese ungewöhnliche Arbeitsweise kein Problem zu sein. Kati Outinen – das Mädchen aus der Streichholzfabrik – hat in insgesamt zehn Filmen von Kaurismäki mitgewirkt.
In DER MANN OHNE VERGANGENHEIT darf sie ein Engel in doppeltem Sinne sein: Sie ist es, die dem Namenlosen Mann ohne Vergangenheit die Suppe in der Heilsarmee einschenkt, und sie ist es, die ihm die Liebe zeigt.” (www.arte-tv.com)
„In einem gewohnt ökonomisch-lakonischen Märchen von der Liebe erzählt Aki Kaurismäki die wundersame Geschichte von einem Mann ohne Gedächtnis, der in einem zweiten Leben das Glück in der Heilsarmee findet. Kinematografische Perfektion vom heiligen Trinker aus dem Norden.” (www.zisch.ch)
„Aki Kaurismäki zählt mit Pedro Almodóvar oder Nanni Moretti zu jenen Fortführern des europäischen Autorenkinos, die auch im Zeitalter der internationalen Ko-Produktionen ihre unverwechselbare Handschrift behalten haben. Kaurismäki hat sich als kritischer Chronist der finnischen Gesellschaft einen Namen gemacht. Sein Milieu ist das der klassischen Moderne, seine Geschichten spielen im Spannungsfeld von Arbeit und Ausbeutung, Macht und Korruption, Bürgertum und Proletariat.”
(www.tagblatt.ch)
„Mein Wunsch an Gott: ein Film nach einem Drehbuch von Aki Kaurismäki, unter der Regie von Takeshi Kitano und mit David Lynch als Produzent. (…) Oder dann doch zumindest: Möge dieser Finne noch möglichst lange saufen und über Festivalbühnen torkeln, damit Kino weiterhin Sinn macht!“ (Daniel Stapfer)
Aki Kaurismäki: „Ein namenloser Mann kommt in eine Stadt und wird im erstbesten Moment zu Tode geschlagen. Hier beginnt das epische Drama, der Film oder sollten wir sagen der Traum eines einsamen Herzens mit leeren Taschen unter dem großen Himmel unseres Herrn oder sollten wir sagen unter den Vögeln. (…) Mein letzter Film war Schwarzweiß und stumm, was klar für meinen Geschäftssinn spricht. (...) Kompromissbereit wie ich bin, habe ich beschlossen, eine Kehrtwendung zu machen und diesen Film zu drehen, der jede Menge Dialoge plus eine Vielfalt von Farben aufweist – ganz zu schweigen von anderen kommerziellen Werten.”

Finnland/Deutschland/Frankreich 2002; Regie: Aki Kaurismäki; Kamera: Timo Salminen; Musik: Jouko Lumme, Tero Malmberg; DarstellerInnen: Markku Peltola (M), Kati Outinen (Irma), Annikki Tähti (Heilsarmee Shop-Manager), Juhani Niemelä (Nieminen), Kaija Pakarinen (Kaisa), Sakari Kuosmanen (Anttila), Outi Mäenpää (Bankangestellter), Pertti Sveholm (Polizeiinspektor), Aino Seppo (M\'s Frau) u.a.; (35mm; Farbe; 97min; Dolby SRD; finnische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN). Auszeichnungen: Grand Prix du Jury, Cannes 2002


  
Filmplakat