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GOSFORD PARK

R: Robert Altman

Wir schreiben das Jahr 1932 in England. Der neureiche Widerling mit angeheiratetem Titel Sir William McCordle (Michael Gambon) und seine gelangweilte Gattin Lady Sylvia (Kristin Scott Thomas) haben zu einem Jagdwochenende auf ihrem Landsitz geladen. Mit von der Partie sind Aristokraten aus der näheren Verwandtschaft, die mit ihren Bediensteten anreisen. Filmstar-Cousin Ivor Novello (Jeremy Northam) ist ebenfalls vor Ort und hat Gäste aus Hollywood mitgebracht, die die schichtspezifischen Gepflogenheiten aufwühlen. Die Jagdgäste kommen an, dinieren, parlieren, gehen zur Jagd, dinieren und parlieren wieder und reisen ab. Dazwischen, von Altmans Regie fast zur Beiläufigkeit tiefgekühlt, geschieht ein Mord, der die Polizei auf den Plan ruft, doch auch deren Ermittlungen schlagen kaum nennenswert Wellen im Geplätscher von Salon-Smalltalk und Küchengeflüster.
Mit der Murder-Mystery geht Altman spielerisch um, lässt mit dem Inspektor einen unfähigen, aber witzigen Ermittler mit Monsieur-Hulot-Habitus auftreten, der – solidarisch mit Altman – an der Überführung des Täters nicht sonderlich interessiert ist. Was den 76-jährigen Regiealtmeister wirklich interessiert sind die verborgenen Parallelen zwischen Ober- und Unterschicht, die er mit sezierendem Blick und hintergründiger Ironie aufdeckt. Da sehen wir, wie das Personal den Herrschaften die Tafel deckt und sogar die Position von Geschirr und Besteck an jedem Platz penibelst nachgemessen wird, werden Zeugen, wie die Gäste mit versteckten Rangeleien um die besten Plätze buhlen – und finden am Mittagstisch der Dienstboten beinahe die gleichen hierarchischen Rituale wieder. Hinter der Maskerade wird deutlich, dass die einstige soziale Trennungswand nicht nur sexuell längst eine poröse Membran geworden ist. Das Personal ist die Adresse für Privates und Intimes, ihm gegenüber öffnen sich Ladies und Lords, während sie untereinander verbales Gift versprühen und das Gesicht zu wahren versuchen. Finanziell mag „unten” von „oben” abhängig sein, emotional und in der Bewältigung des Lebens aber ist „oben” von „unten” abhängig. (nach: Blickpunkt Film; Andrea Bleuler; Ulf Frimmo)
Robert Altman: „Wir haben uns eine sehr verkrustete Gesellschaft ausgesucht, aber gerade das ist ja so spannend, denn wenn dort etwas aufreißt, gehen die Risse sehr tief.”
„Einmal mehr zeigt sich Altman als Meister seiner Zunft, wenn es darum geht, eine schier unüberschaubare Schar von Figuren und Handlungssträngen souverän zu führen. Jede von ihnen hat ausreichend Spielraum, sich zu einem nachvollziehbaren Charakter zu entwickeln. Eine Regieleistung, die umso höher zu bewerten ist, da die Dreharbeiten beinahe ‚Dogma’-artig unkonventionell waren: Chefkameramann Andrew Dunn ließ ständig zwei Kameras laufen, ohne dass die Darsteller wussten, ob und bei welcher davon sie gerade im Bild waren. Statt auf ein Zeichen hin ihre Rolle in einer bestimmten Szene zu spielen, mussten sie ständig diese Figur sein – was wesentlich zur Dynamik des Films beiträgt.” (Ulf Frimmo)

Großbritannien/USA/Deutschland 2001; Regie: Robert Altman; Buch: Julian Fellowes; Kamera: Andrew Dunn; Musik: Patrick Doyle; DarstellerInnen: Michael Gambon (Sir William McCordle), Kristin Scott Thomas (Lady Sylvia McCordle), Eileen Atkins (Mrs. Croft), Bob Balaban (Morris Weissman), Alan Bates (Jennings), Stephen Fry (Inspektor Thompson), Derek Jacobi (Probert), Helen Mirren (Mrs. Wilson), Ron Webster (Constable Dexter) u.a.; (35mm; Farbe; 137min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


  
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