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ITALIENSK FOR BEGYNDERE

ITALIENISCH FÜR ANFÄNGER

R: Lone Scherfig

Der undogmatischste und erfolgreichste Dogma-Film stammt von einer Frau: Die dänische Regisseurin Lone Scherfig hat sich bei ITALIENISCH FÜR ANFÄNGER von den starren Regeln gelöst und einen wunderbar leichten und melancholischen Film über die Liebe gedreht. Sechs Menschen in einem trostlosen Vorort, Sehnsucht und Einsamkeit, ein Wechselspiel von tragischen und komischen Vignetten und eine Reihe unglaublicher Zufälle, die sich am Ende auflösen in einem kühnen, herzerwärmenden Happy End.
Die sechs ProtagonistInnen haben etwas gemeinsam: Sie wohnen alle in demselben Vorort von Kopenhagen, sie sind Singles und sie sind vom Leben nicht gerade verwöhnt worden. Doch als die Gemeinde einen Italienisch-Kurs ins Leben ruft und damit einen Treffpunkt für einsame TräumerInnen und hoffnungslose RomantikerInnen schafft, geraten die Dinge allmählich in Bewegung. In der Volkshochschule kommen sich die vom Leben bereits etwas lädierten Frauen und Männer näher. Sprachwitz entsteht dabei ganz beiläufig, wenn verknitterte Dänen bei einem Vollblutitaliener eine neue Sprachmelodie üben – Sätze, die nach Fernweh klingen, nach dem Traum von einem beschwingten Leben und poetischer Liebe.
Die Einbettung der Figuren in soziale, ökonomische und psychologische Zusammenhänge scheint sich in diesem Film wie von selbst zu ergeben, weil die Regisseurin deren Leben ernst genug nimmt, um ihnen keine fremden Geschichten überzustülpen. Sie mögen auf den ersten Blick nicht nur spröde sondern mitunter sogar exotisch fremd wirken, doch kommen sie den ZuschauerInnen Einstellung für Einstellung unaufhaltsam näher. Scherfig selbst hat von einem „komplizierten Weg zur Einfachheit” gesprochen, und den hat sie souverän und mit großer Sensibilität gemeistert.
Der Film besticht durch seinen leichten, beschwingten Ton, die starken, sehr lebensnah und äußerst direkt agierenden SchauspielerInnen, die den Figuren große Spontaneität, Sympathie und Frische verleihen. Weit entfernt vom typischen Dogma-Handkamera-Schwenk-Karussel geht Lone Scherfig ganz nah an ihre DarstellerInnen heran. Der Film spielt sich auf den Gesichtern der ProtagonistInnen ab, Gesichter, die ungeschminkt sind und in denen Nikotin und Bitterkeit bereits tiefe Spuren hinterlassen haben.
Es ist selbstverständlich ein Dogma-Film geworden: kein künstliches Licht, Handkamera und fast keine Musik, weil die Regisseurin das Publikum in seinen Gefühlen nicht beeinflussen wollte. Dazu SchauspielerInnen, die zwar die grobe Geschichte kannten, aber ausdrücklich improvisieren sollten, wann immer es ging. Andererseits hat ITALIENISCH FÜR ANFÄNGER mit den oft rüden, protestantisch verkniffenen Dogma-Filmen der ersten Stunde wenig gemeinsam; es ist vielleicht Lone Scherfigs größtes Verdienst, dem Dogma die Dogmatik ausgetrieben und das Lachen zurückgegeben zu haben.
(nach: H.G. Pflaum; Hauke Goos; Carolin Ströbele; Carsten Happe)
Silberner Bär, Berlinale 2001.

Dänemark 2000; Regie und Buch: Lone Scherfig; Kamera: Jørgen Johansson; DarstellerInnen: Anders W. Berthelsen, Anette Støvelbæk, Ann Eleonora Jørgensen, Lars Kaalund, Peter Gantzler, Sara Indrio Jensen u.a.; (35mm; 1:1,66; Farbe; Dolby; 118min; dänisch-ital. ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


  
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