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LAMB

EPHRAIM UND DAS LAMM

R: Yared Zeleke

Yared Zeleke war im Vorjahr in Cannes als erster äthiopischer Filme­macher in der 68-jährigen Geschichte des Festivals in der Sektion „Un certain regard“ im offiziellen Programm. Zeleke legt mit seinen 37 Jahren seinen Erstlingsfilm vor, der im bäuerlichen Äthiopien spielt. Es ist eine einfache Geschichte mit viel Bezug zu Heimatgefühlen der Figuren, Naturverständnis und Familienleben. Der neunjährige Eph­raim verliert seine Mutter und wird von seinem Vater in ein weit entferntes Dorf zu Verwandten gebracht. Alles was er mitnimmt ist sein Schaf Chuni.
Zeleke bringt uns viel von den Traditionen der Äthiopier nahe, die er auch kritisiert, wenn auch sehr liebevoll. Fortschritt ist am Lande kein Thema, weder technisch noch gesellschaftlich. Kinder haben das zu tun, was die Alten wollen und werden streng erzogen. Zwischen Frauen und Männern ist alles beim Alten. Dass Ephraim kocht, geht nicht, denn das ist Frauensache. Hingegen ist Zeitunglesen nichts für Frauen. Die junge Tsion wird dafür in ihrer Familie kritisiert.
Der Regisseur gibt durch seine auf den Kopf gestellte Welt eine Vision für gesellschaftlichen Wandel in seiner rückständigen Heimat. Äthiopien war nie eine Kolonie. Nur Italien hatte das Land zwischen den Weltkriegen fünf Jahre besetzt. So sind natürlich auch nie fremde Ideen ins Land gekommen. Zeleke zeichnet dieses Land, das durch Kaiser Heile Selassie nachhaltig feudalisiert wurde mit viel Sympathie. Im anarchischen Leben der äthiopischen Bauern sieht er viel, was Pasolini bei den römischen Subproletariern entdeckt hatte. In einem Gespräch hat Zeleke Pasolinis Einfluss auf seinen Film erwähnt. Als er in den Vereinigten Staaten von Amerika studiert hat, hat er alle Filme von Pasolini gesehen und in LAMB ist eine Verwandtschaft zu Pa­so­linis frühen Filmen wie ACCATTONE augenscheinlich, aber Ze­leke hat seinen Ephraim optimistischer gezeichnet. In Äthiopien ist Heile Se­las­sie, der italienische Krieg, die kommunistische Ära und der Eritreakrieg noch nicht überwunden und es fehlt so etwas wie die Aufklärung, die in ehemaligen französischen Kolonien mindestens Ansatzweise vorhanden ist, siehe Elfenbeinküste und Burkina Faso, aber Äthiopien war nie wirklich kolonialisiert.
(aus: Festivalkatalog von „Kino Otok” 2016)
– Weitere Infos: Trigon Magazin 70; www.trigon-film.org
LAMB wurde beim 25. IFFI der Filmpreis des Landes Tirol (Jury: Jeff Ricketts/USA, Angelika Pagitz/Innsbruck und Shams Ebadi/Afghanistan) verliehen.


Äthiopien/Frankreich/Deutschland/Norwegen/Katar 2015; Regie: Yared Zele­ke; Buch: Yared Zeleke & Géraldine Bajard; Kamera: Josée Deshaies; Musik: Christophe Chassol; DarstellerInnen: Rediat Amare (Ephraïm), Kidist Siyum (Tsion), Welela Assefa (Emama), Surafel Teka (Solomon), Rahel Tesho­me (Azeb), Indris Mohamed (Abraham) u.a; (DCP; 1:1,85; Farbe; 94min; amharische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


  
Filmplakat