cinematograph 

Museumstraße 31   T 0 512 560470  50

leokino

Anichstraße 36   T 0 512 560470
filmstill
Fr
26
Sa
27
So
28
Mo
29
Di
30
Mi
01
Do
02

Keine Spielzeit in dieser Woche




THE LIMITS OF CONTROL

R: Jim Jarmusch

Durchs menschenleere Spanien reist ein einsamer Mann, wahlweise im graublauen oder braunen Anzug, und mit unklarem Auftrag. Fremd und traumwandlerisch bewegt er sich von den modernistischen Hochhausbauten in Madrid über Sevillas enge Gassen bis in die Weite der andalusischen Wüste. Auf seinem Weg leiten ihn Zettel mit kryptischen Codes, versteckt in Streichholzschachteln, oder Bilder, die er im Museum sieht. Er trifft allerlei rätselhafte Personen, wie sie nie im Leben sondern nur in einem Jim Jarmusch-Film vorkommen. Sie sind weniger Menschen als bloße Chiffren wie der Kreole, die Violine, die Gitarre, die Nackte, die Blondine, das Molekül, die Fahrerin und der Amerikaner. Bei den Begegnungen mit dem Schweigsamen scheinen sie ein und dasselbe Gespräch zu deklinieren: Man zitiert Rimbaud, Hitchcock und Burroughs, spricht über Kino, Kunst, Moleküle und das Universum.
Von der ersten Szene an wird das auf überhöhte Geschwindigkeit geeichte Kinopublikum ausgebremst. Auf den verlangsamenden Beginn folgen Variationen des Immergleichen: Der Mann bewegt sich durch den Raum, er trinkt Espresso aus zwei Tassen, er trifft Männer und Frauen, die ihm ihre Gedanken mitteilen, er tauscht mit ihnen verschlüsselte Botschaften in Streichholzschachteln aus, er bewegt sich weiter durch den Raum. Wir wissen nichts über den Mann und ebenso wenig über seine Absichten. Ein Anti-Thriller ist es, was Jarmusch hier vorführt: Ein Thriller, der ohne jegliche Attraktionen auskommt und der dem Zuschauer eine intellektuelle Versuchsanordnung zumutet, die keinerlei Zugeständnisse enthält.
Einige, wohl definierte Schauplätze kennt man bereits aus früheren Jarmusch-Filmen. Hier sind es: ein Hotelzimmer, ein Tisch im Freien, der Gang zum Museum, die Straßen von Sevilla, Madrid, die spanische Steppe. Der Film verliert sich geradezu in diesen Räumen, die Kameramann Christopher Doyle verschwenderisch inszeniert. Doyles flirrender Stil, seine schwebende Kamera unterstreichen im Zusammenspiel mit der psychedelischen E-Gitarrenmusik der japanischen Band Boris die Abgehobenheit dieses abstrakten Thrillers voller Anspielungen. (nach: Christina Tilmann; Christoph Huber; Dietmar Kammerer; Felix von Boehm; www.tip-berlin.de)
„Weil es – wie in den Stücken von Beckett, wie in den Romanen von Kafka – in THE LIMITS OF CONTROL um nichts mehr geht, außer um die Absurdität des menschlichen Daseins, vor allem des In­­­tellektuellen, weil alle Anstrengung, alles Bemühte Jarmuschs aus diesem Film verschwunden ist, und der Regisseur endlich dazu steht, dass ihn eigentlich immer schon nur das Kino interessiert hat, darum ist dies Jarmuschs ehrlichster Film geworden – und sein bester seit 20 Jahren.“ (Rüdiger Suchsland)

USA 2009; Regie und Buch: Jim Jarmusch; Kamera: Christopher Doyle; Musik: Boris; DarstellerInnen: Isaach De Bankolé (Geheimnisvoller Fremder), Alex Descas (Kreole), Jean François Stévenin (Franzose), Luis Tosar (Violine), Paz De La Huerta (Nackte), Tilda Swinton (Blondine), Youki Kudoh (Molekül), John Hurt (Gitarre), Gael García Bernal (Mexikaner), Hiam Abbass (Fahrerin), Bill Murray (Amerikaner) u.a.; (35mm; Farbe; Dolby SRD; 117min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).