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MÄRZ

R: Händl Klaus

Die Geschichte des Films ist schnell erzählt: „Der gemeinsame Selbst­mord dreier Freunde – ohne ersichtliches Motiv, ohne Abschiedsbrief – er­­schüttert eine kleine Tiroler Gemeinde. MÄRZ sucht die Nähe zu ihren Angehörigen, die sich in einem Alltag wiederfinden, der sich nach außen hin nicht verändert hat.“ (Produktionsmitteilung)
Wir erleben das Dorf und dessen Bewohner, vor allem die Familien der Toten, ratlos. Die Feststellung, dass der Tod das Problem der Über­leben­den ist, ist Leitmotiv des Films. Jeder geht mit diesem Problem etwas anders um: Die Mutter will keine Erinnerungsstücke, der Vater sucht sie, deren Sohn liegt im Bett seines Bruders in Gedenken.
Natürlich könnte der Film überall spielen, aber Tirol scheint vom Re­­gisseur bewusst gewählt, die Geschichte hat er ja angeblich hautnahe in Südtirol selbst erfahren. Händl transferiert sie nach Nordtirol, lässt die jungen Männer an der Universität studieren und positioniert den Ort der Handlung dort, wo sich Stadt und Land sehr nahe sind.
Wenn man so will, kann man die Geschichte als grauslig betrachten oder gar als gruselig wie in der Süddeutschen Zeitung („kleiner Hinterstuben Horrorfilm“), aber Händl normalisiert die Verhältnisse durch unspektakuläre Bilder. Hierfür gibt’s ein meisterliches Vorbild in der österreichischen Filmlandschaft, Michael Haneke. Händls Kunst liegt im Inszenieren von Bekanntem, sodass es nicht erkannt werden kann, und insofern könnte die Geschichte wieder irgendwo in den Alpen am Lande spielen und jede Ähnlichkeit ist zufällig. Aber die Ähnlichkeiten sind eben nicht ganz wegretuschierbar, so­­wie es der Händl Klaus macht. Erkennt der Zuschauer doch eine ge­­­wisse Umgebung? Erkennt er sich selbst in der Argumentation der Figuren, viele von ihnen werden von lokalen Darstellern gemimt und die Sprache der Figuren ist eben Tiroler Deutsch und nicht eine poetische Kunstsprache. Trotzdem lässt der Film Raum zum Nachdenken, mehr über das Leben als über den Tod. Ein Film über die Unfähigkeit miteinander umzugehen, aber auch über den Austausch von Herzlichkeiten, die diese Unfähigkeit bezeugen. (Helmut Groschup)
Händl Klaus: „Ich komme aus Tirol, lebe aber seit zwanzig Jahren nicht mehr dort. Wenn ich fürs Theater schreibe, dann ist das eine stark stilisierte, rhythmisierte Kunstsprache. Aber hier war es ein Genuss, mit den verschütteten Ausdrücken umzugehen, mit denen ich aufgewachsen bin und für die man im Hochdeutschen längere Um­­­schreibungen bräuchte. Der Dialekt bringt alles gleich auf den Punkt, und oft hat er eine eigentümliche Sinnlichkeit. Es ist eine sparsamere Sprache, sie ist deswegen aber nicht weniger mitteilsam.“
- Bester Debütfilm, Locarno 2008

Österreich 2008; Regie und Buch: Händl Klaus; Kamera: Gerald Kerkletz; Schnitt: Joana Scrinzi; Ton: Hjalti Bager-Jonathansson; Sound-Design: Atanas Tcholakov; DarstellerInnen in der Reihenfolge des Erscheinens: Theodor Schu­­ler (Berni Plötzeneder), David Schrottner (Christian Thöni), Benno Eber­­­hard (Elmar Mayr), Isolde Ferlesch (Irene Plötzeneder), Florian Eisner (Leo Plötzeneder), Julia Gschnitzer (Elfi Plötzeneder), Irmi Frajo-Apor (Frau Professor), Heidi Keplinger (Ihre Freundin), Josef Kuderna (Alfons Plöt­ze­ne­­der), Florian Mayr (Benedikt Obrist), Ilse Kuen (Karin Thöni), Julia Strauhal (Mar­tina Thöni), Katharina Zeisler (Helga Ebenbichler), Marika Green (Anna Stevenson), Alfred Kleinheinz (Markus Thöni), Hubert Eichler (Leonhard Plö­t­zeneder), Paul Schweinester (Otmar Thöni), Siggi Haider (Hannes Eben­­bichler), Josef Holzknecht (Stefan Obrist), Brigitte Jaufenthaler (Sonja Ebenbichler), Klaus Rohrmoser (Pfarrer), Lukas Broll (Klausi Ebenbichler), Florian Draxl, Stefan Mittermayr, Alexander Oberhauser (drei junge Männer), Christoph Bloeb (Schulwart), Thomas Hiessl (Thomas Plötzeneder), Olivia Grigolli (Tamara); (35mm; 1:1,85; Farbe; 83min).