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IN MY FATHER’S DEN

ALS DAS MEER VERSCHWAND

R: Brad McGann

Man hört es geradezu knistern zwischen ihnen: zwei Brüder, die sich nach langer Zeit wieder gegenüberstehen. Und die so andere Lebens­modelle gewählt haben: Der eine, Paul, floh als Jugendlicher nach Europa, wurde Kriegsfotograf und kehrt nun müde und desillusioniert nach Hause zurück. Der andere, Andrew, blieb im malerischen Süden Neuseelands, baute sich ein schickes Haus und eine Straußenfarm, heiratete eine Frau, die seiner Mutter ähnlich sieht und drangsaliert nun seinen dicklichen, unglücklichen Sohn. Eine Kain und Abel-Ge­schich­­te scheint sich anzubahnen, als die Brüder beim Begräbnis des Vaters aufeinander treffen. Irgendetwas Hässliches, Böses, Ver­drängtes, eine verborgene Familientragödie lauert hinter der scheinbar harmonischen Kleinstadtkulisse. Und dann taucht auch noch die 16-jährige Celia auf und entwickelt eine seltsame Zuneigung für den finsteren Paul. Wunderbar die Szene, in der das pubertierende Girlie zum Schülerzeitungsinterview beim abweisenden Fotografen einfällt und in einer Tonbandlänge viel mehr von ihm erfährt, als er jemals sagen wollte.
Brad McGann inszeniert seine Adaption des Romans von Maurice Gee (1972) als atmosphärisch dichte und ökonomisch erzählte Film­novel­le mit Rückblenden, die von Kameramann Stuart Dryburgh (DAS PIANO, BRIDGET JONES) in gedämpften Tönen für die Breit­leinwand fotografiert wurde. Fast zu schön sieht das manchmal aus. Doch der Film entwickelt sich schnell von einem anfangs manchmal gefährlich sentimental anmutenden Nostalgietrip zu einem spannenden mo­­­ra­­­­lischen Thriller. Um justiziable Schuldzuweisungen geht es dabei ebenso wenig wie um simple gesellschaftliche Ursachen­zu­schrei­bung, auch wenn das klaustrophobische Provinzmilieu beängstigend präzise gezeichnet ist. Was McGann viel mehr interessiert, sind die komplexen Wirkungszusammenhänge, die aus persönlichen und familiären Verdrängungen entstehen und an deren Konsequen­zen letztendlich „niemand und jeder beteiligt ist“, wie er es selbst benennt. (nach: taz, Christine Tilmann; epd film, Sylvia Hallensleben)
Brad McGann: „Mir geht es beim Filmemachen nicht nur darum, eine Geschichte zu erzählen, sondern einen tiefen Einblick in die Welt eines anderen Menschen zu geben – wie er die Dinge erlebt, nicht nur was er tut. Authentizität, Intimität und ein klarer Standpunkt sind für mich wichtiger als ein cleverer Plot.“

Neuseeland/GB 2004; Regie: Brad McGann; Buch: Maurice Gee, Brad McGann; Kamera: Stuart Dryburgh; DarstellerInnen: Matthew MacFayden (Paul), Emily Barclay (Celia), Mirlanda Otto (Penny), Colin Moy (Andrew) u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 128min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).