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Keine Spielzeit in dieser Woche




A PRAIRIE HOME COMPANION

R: Robert Altman

Wie jede Woche ist es auch diesen Samstag wieder soweit: die Live-Radioshow „A Prairie Home Companion“ geht im wahrsten Sinne des Wortes über die Bühne des Fitzgerald Theaters in St. Paul. Der beliebte Radioevent läuft seit 1974 beinahe ununterbrochen. Die Auftritte der Live-Bands, der Gesang, die fiktiven Werbespots und endlose Anekdoten aus der Kleinstadt Lake Wobegon, Minnesota, begeistern noch immer Publikum und Zuhörer gleichermaßen. Doch heute ist alles irgendwie anders: Der Sender wurde verkauft, das dazugehörige Theater soll in eine Tiefgarage umgebaut werden. Das Ende der Radioshow?
Robert Altmans Filme sind auf Klein- und Kleinstbereiche menschlichen Zusammenlebens fixierte, aber eben deswegen überaus scharfsichtige Einblicke. In diesem, seinem letzten Film vor seinem Tod im November, ist es wieder einmal das traditionelle und reaktionäre Amerika, das Altman ins Visier nimmt: Dass die Radiosendung „A Prairie Home Companion“ nach 30 Jahren abgesetzt werden soll, erfährt die Crew erst während der – letzten – Vorstellung. In dieser Ausnahmesituation lässt die heuchlerische, kleinbürgerlich-verbrämte Gesellschaft ihre Masken fallen, und Altman ist in seinem Element: Auf der einen Seite demaskiert er das Lächerliche der Charaktere, indem er sie einfach sprechen und vor allem singen lässt. Auf der anderen Seite zollt er der inszenierten Grundlage Tribut, indem er die „postmodernen“ Elemente übernimmt: So schleicht Kevin Kline als Detektiv der 50er-Jahre durch das von Zitaten durchtränkte Bild und hört allen Ernstes auf den Namen Guy Noir, während Virginia Madsen als „Dangerous Woman“, ebenfalls ein Noir-Anachronismus, als glückloser Schutzengel geisterhaft durch die Sendung gleitet.
Jazz, Country, Blues, immer wieder hat Altman Konzerte oder Shows gefilmt, NASHVILLE, KANSAS CITY und nun zuletzt A PRAIRIE HOME COMPANION. Ja, Altmans Filme, in ihrem perfekt choreographierten, komplexen Rhythmus, ihren verschiedenen Handlungs- und Personensträngen, die sich wie Melodien verknüpfen und wieder entwirren, sind selbst schon Musik. Doch Altmans großes Thema ist Amerika. Amerikas Politik und Gesellschaft, Amerikas Landschaft und Musik, Amerikas Unterhaltungswelt und Filmindustrie. Alles, wofür Amerika in aller Welt bekannt geworden ist, nicht zuletzt durch Hollywood. Und doch ist es in Altmans Filmen immer auch das andere, unbekannte, das wahre Amerika. Weil sein Blick so anders ist. Zärtlich und spöttisch, zornig und sarkastisch, immer trocken. Mehr als ein typischer Stil ist es dieser Blick, an dem man Altman-Filme erkennt. Und für den man ihn in Erinnerung behalten wird. (nach: outnow.ch, Viennale, www.tagesspiegel.de)

USA 2006; Regie: Robert Altman; Buch: Garrison Keillor; Kamera: Edward Lachman; Schnitt: Jacob Craycroft; DarstellerInnen: Marylouise Burke (Lunch Lady Evelyn), Meryl Streep (Yolanda Johnson), Lili Tomlin (Rhonda Johnson), Kevin Kline (Guy Noir), Tommy Lee Jones (Axeman), Woody Harrelson (Dusty) u.a.; (35mm – von Video übertragen; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 103min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


  
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