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WORKINGMAN’S DEATH

R: Michael Glawogger

Verschwindet körperliche Schwerstarbeit oder wird sie nur unsichtbar? Wo ist sie im 21. Jahrhundert noch zu finden? Michael Glawoggers Dokumentarfilm WORKINGMAN´S DEATH nimmt uns mit auf eine Reise in fünf Länder und porträtiert die dortige Arbeit und ihre ArbeiterInnen. In der Ukraine etwa arbeiten Männer unter extremen Bedingungen in Bergwerken. Im Liegen nehmen sie ihr Frühstück ein, denn die Stollen sind gerade einmal einen Meter hoch. In Indonesien folgt die Kamera geduldig Trägern von Schwefelbrocken durch ein seltsam unwirkliches Höllenszenario aus gezacktem Fels und gelbem Rauch. Ein weit weniger pittoreskes Inferno wartet im nigerianischen Schlachthof, wo Ziegenleiber und Kuhköpfe im offenen Feuer geröstet werden.
Für Glawogger, der sich intensiv mit der Geschichte des Arbeiterfilms auseinandergesetzt hat, war Filmmaterial über die ukrainische Arbeiter-Ikone Aleksej Stachanow Ausgangspunkt der Recherche. Am 31.8.1935 wurde Stachanow zum bejubelten Helden der Arbeit: Er förderte in einer Schicht angeblich 102 Tonnen Kohle und überbot somit die gültige Arbeitsnorm um das Dreizehnfache.
Michael Glawogger: „Ich wollte den Akt der Arbeit zeigen, seine sinnliche Qualität. Das ist in allen Arbeiterfilmen eine Auslassung: Aus dem Arbeiter wurde eine Theologie, egal zu welchem Zeitpunkt und unter welcher Ideologie, aber die Arbeit in den Filmen war immer nur kurz zu sehen. (...) Ich wollte den Arbeiter zum Helden machen, aber ohne dass ich etwas von ihm will. Wichtig war, die entsprechende Optik zu finden: Dampfender Schwefel in Indonesien, die riesigen Schiffe, die in Pakistan verbrannt werden – da sah ich Möglichkeiten, die sinnliche Arbeit spürbar zu machen. Wenn einer draufhaut und die Kohle runter bricht, soll's einen schon reißen im Kino.“
„In einer Reise rund um die Welt wird der Begriff der Arbeit reflektiert und gewissermaßen neu definiert – alles riesige Menschenvernichtungsanlagen, die zumindest in China noch immer den Namen des Fortschritts vor sich hertragen, Wert und Sinn der Arbeit und ihrer Helden jedoch schon lange ad absurdum führen.“ (Marli Feldvoss)
„Kongenial vertont vom Free-Jazzer John Zorn erreicht Glawoggers Film eine Verbindung von Kunst und Dokumentarfilm wie sie einmal Avantgardisten wie Walter Ruttmann vorschwebte. Daraus wurde der totalitäre Kultur- und Denkmalfilm, ein Erbe, das Glawogger hier kunstvoll dekonstruiert.“ (Daniel Kothenschulte)

Österreich/Deutschland 2005; Regie und Buch: Michael Glawogger; Kamera: Wolfgang Thaler; Musik: John Zorn; Mitwirkende: Hunderte von ArbeiterInnen; (35mm – BlowUp von 16mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 122min; mehrsprachige ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).