cinematograph 

Museumstraße 31   T 0 512 560470  50

leokino

Anichstraße 36   T 0 512 560470
filmstill
Fr
03
Sa
04
So
05
Mo
06
Di
07
Mi
08
Do
09

Keine Spielzeit in dieser Woche




MANDERLAY

R: Lars von Trier

Im Jahre 1933 auf einer Baumwollplantage im Süden der USA herrscht die greise Mam (Lauren Bacall) als Gesetz und Hüterin einer überkommenen, längst abgeschafften Sklavenhaltergesellschaft über eine Gruppe von schwarzen Untergebenen. Ihre Lebensumstände mit harter, unbezahlter Arbeit, desolaten Wohnverhältnissen und Strafen körperlicher Züchtigung sind menschenunwürdig. Für die Beseitigung dieser unerhörten Zustände fühlt sich die junge Grace sofort verantwortlich. Sie macht es sich zur Aufgabe, mit ihrem ebenso verständlichen wie naiven Rechts- und Unrechtsbewusstsein, das sie mit Hilfe der bewaffneten Schergen ihres Vaters durchsetzt, die Sklaven zu befreien, die Ernte zu retten und die Plantage in ein selbstverwaltetes, demokratisches Territorium zu verwandeln.
Der zweite Teil der Amerika-Triologie Lars von Triers schließt dort an, wo der erste Teil – DOGVILLE – uns verließ, und ist ebenso karg in Szene gesetzt. Auch in MANDERLAY reduziert Lars von Trier die Welt auf ein paar Kreidestriche und das Leben in Brecht‘scher Manier auf eine Bühnen-Versuchsanordnung. Die Hommage an Brecht‘sche Strukturen lässt sich auch thematisch kaum verleugnen, spitzt sich doch der Verlauf der Geschichte auf die nahezu banale, aber grundsätzliche Aussage nach den menschlichen Verhältnissen zu, die auch hier mit all ihren Konsequenzen zweifelsohne lautet: „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“.
MANDERLAY ist das Mittelstück von Lars von Triers geplanter Trilogie über Amerika als „land of opportunity”. Der Film nimmt das Thema der freiwilligen Unterwerfung auf und blendet den Aspekt des masochistischen Lustgewinns dabei keineswegs aus. Dennoch erscheinen die Fragestellungen primär ins Politisch-Moralische verschoben: Können Menschen, die über Generationen unterdrückt wurden, gar nicht in ihrem eigenen Interesse handeln, weil sie es nie gelernt haben? Muss ihnen, zu ihrem eigenen Besten, das Glück verordnet werden? Der Film stellt die Fragen, indem er sie in einprägsam schlichte, parabelhaft elementare Situationen fasst. (nach: Christoph Egger; Achim Podak; Marie Anderson)
Lars von Trier: „Ich glaube, die Sklaverei ist nicht so verschieden zu manchen Dingen, die wir einfach nur nicht Sklaverei nennen. Sklaverei ist ein sehr starkes Wort. Ich sehe Menschen, die andere Menschen kontrollieren. Und das passiert auf den unterschiedlichsten Ebenen. (...) Ich bin kein Repräsentant der politischen Korrektheit und will es auch nicht sein, sondern setze einen Kontrapunkt gegen den Idealismus, der selbst Menschen mit den besten Absichten in die Irre führen kann.”

Dänemark 2004; Regie und Buch: Lars von Trier; Kamera: Anthony Dod Mantle; Musik: Kristian Eidnes Andersen, Per Streit; DarstellerInnen: Bryce Dallas Howard (Grace), Isaach De Bankolé (Timothy), Danny Glover (Wilhelm), Willem Dafoe (Graces Vater), Lauren Bacall (Mam) u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 139min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).