cinematograph 

Museumstraße 31   T 0 512 560470  50

leokino

Anichstraße 36   T 0 512 560470
filmstill
Fr
26
Sa
27
So
28
Mo
29
Di
30
Mi
01
Do
02

Keine Spielzeit in dieser Woche


Fr
03
Sa
04
So
05
Mo
06
Di
07
Mi
08
Do
09

Keine Spielzeit in dieser Woche




NVA

R: Leander Haußmann

Die Geschichte spielt in der DDR. Ein eigenständiger, von fast allen Ländern der Welt anerkannter Staat findet sich mächtig und gibt sich selbstbewusst. Und dieser Staat hat eine Armee. Jeder junge Mann ist mit Vollendung seines 18. Lebensjahres verpflichtet ihr anderthalb Jahre zu dienen. Wehrdienstverweigerung ist strafbar. Es gibt nur zwei Gründe, um nicht eingezogen zu werden: Man ist Vollinvalide oder eine Frau.
Mit seinem breitkrempigen Hut und den langen Haaren passt der junge Henrik bei der Ankunft in der Fidel-Castro-Kaserne sicher nicht in das Bild eines „Genossen” Soldaten und erinnert eher an einen romantischen Revolutionär á la Arlo Guthrie in „Alice's Restaurant“. Auch die meisten anderen Wehrpflichtigen müssen nach der Ankunft erst auf Linie gebracht werden. Das ist in den ausgehenden 1980er Jahren nicht mehr so einfach, da die Identifikation mit den sozialistischen Errungenschaften der DDR längst an der eigenen Lebensrealität gescheitert ist. Man möchte eigentlich nur die eineinhalb Jahre der Zwangswehrpflicht möglichst unbeschadet überstehen. Doch Oberst Kalt und seine Genossen haben ihre Methoden, die Neuankömmlinge auf Gardemaß zurechtzustutzen.
In der filmischen Umsetzung kann man dem Militärleben nur als Groteske wirklich gerecht werden, und aus dieser Erkenntnis heraus hat Regisseur und Autor Leander Haußmann (HERR LEHMANN, SONNENALLEE) eine witzig-ironische Satire im Stile des amerikanischen Kinos der frühen 1970er Jahre geschaffen. Der elliptische dramaturgische Aufbau von NVA erinnert stark an M.A.S.H., Anleihen gibt es auch bei Stanley Kubricks FULL METAL JACKET. Haußmanns persönliche Erfahrungen bei der NVA fließen insbesondere über die Musik mit ein, die wohl nicht ohne Grund als Soundtrack seines Lebens in den Handel kommt und so schöne Hippie-Hits wie Creedence Clearwater Revivals „Bad Moon Rising“ und Cat Stevens' „Oh Very Young“ enthält.
Nach Christian Ulmen in HERR LEHMANN ist die Hauptrolle wieder mit einem Neuling im Schauspielfach besetzt worden: Kim Frank, bekannt als Leadsänger der Band „Echt”, spielt den Wehrdienstpflichtigen Henrik, einen schüchternen Romantiker, der eigentlich gar nicht versteht, was um ihn herum passiert. Regisseur und Schauspieler Detlev Buck darf als Oberst Kalt mal wieder so richtig den pflichtgetreuen Genossen mimen, eine ihm auf den Leib geschneiderte Rolle, in der er sichtlich aufgeht.
(nach: Eric Horst; www.filmkunstkinos.de; archiv.tagesspiegel.de)
Thomas Brussig (Drehbuch-Co-Autor): „Ich war jetzt bei den Dreharbeiten nach 20 Jahren das erste Mal wieder auf einem Kasernenhof. Und ich habe mich gefühlt wie der Sieger: Jetzt wird hier das gemacht, was ich will. Mir war auch klar, dass Tausende, wenn nicht Millionen über diese Kasernenhöfe gegangen sind, und was für ein Privileg des Schicksals es ist, dass ausgerechnet ich nun für alle sprechen darf.“
„Nichts ist so sehr Legende, so sehr Mythos und so sehr Wirklichkeit, wie die Nationale Volksarmee.“ (www.votivkino.at)

Deutschland 2005; Regie: Leander Haußmann; Buch: Leander Haußmann, Thomas Brussig; Kamera: Frank Griebe; Musik: Paul Lemp, Marcel Blatti; DarstellerInnen: Kim Frank (Henrik), Oliver Bröcker (Krüger), Detlev Buck (Oberst Kalt), Jasmin Schwiers (Marie), Maxim Mehmet (Aurich), Philippe Graber (Stadlmair) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 98min).