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DAS WEISSE RAUSCHEN

R: Hans Weingartner

„Das weiße Rauschen, das sind alle Visionen aller Menschen, aller Zeiten in einem Augenblick, hatte mir Enno erzählt. So was wie Gott, oder das ganze Universum auf einmal. Der Zustand der höchsten Erleuchtung. Wer das weiße Rauschen sieht, der wird sofort wahnsinnig. Außer wenn er schon wahnsinnig ist. Dann wird er normal.”
Der 21-jährige Lukas (Daniel Brühl) kommt nach Köln, wohnt in der WG seiner Schwester, geht zur Uni, nimmt auch mal Drogen, verguckt sich in ein Mädchen. Was sich wie eine unspektakuläre Schilderung aus dem Studentenmilieu anlässt, kippt plötzlich in ein bizarres Panoptikum psychotischer Schübe. Nach einem Drogentrip beginnt Lukas plötzlich Stimmen zu hören. Er fühlt sich verfolgt. Paranoide Schizophrenie lautet die Diagnose der Ärzte. für Lukas beginnt der Kampf gegen das Chaos in seinem Kopf. Am Ende seiner Reise, die ihn bis an die spanische Atlantikküste führt, scheint er etwas gefunden zu haben, das aus dem Wahnsinn herausführen könnte: das weiße Rauschen.
Hans Weingartners Abschlussfilm an der Kunsthochschule für Medien in Köln präsentiert Lukas' fortschreitenden Wahnsinn in verwackelten, oft unscharfen Digital-Video-Bildern, die sich am trashigen Authentizitätsgestus von Dogma und Homevideo orientieren. Farb- und Bildsprünge, Über- und Unterbelichtungen verstärken den Eindruck zunehmender Desorientierung.
Weingartner wollte mit seinem Film unter anderem zeigen, was im Innern eines Menschen vorgeht, der an Schizophrenie leidet. Und er wollte damit die Angst abbauen – die Angst vor geisteskranken Mitmenschen –, die diese in die soziale Isolation treibt. Und er zeigt, dass es durchaus die Chance zur Heilung gibt.
Hans Weingartner: „Im Kino wird das Thema ja meist nur auf Effekthascherei hin ausgeschlachtet. Da sieht man dann psychopathische Serienkiller oder wahnwitzige Genies. Mit der Realität hat das gar nichts zu tun. Mich hat es interessiert, ein wahrhaftigeres Bild von der Krankheit, von ihren Auswirkungen auf die Erkrankten und ihre Umgebung zu schaffen. (...) Wichtig war, dass alle Schauspieler sich für unser radikales Projekt begeistern konnten und Talent zum Improvisieren mitbrachten. Bei unserer Art des Drehens muss ein großer Teil der Figur in den Schauspielern drinstecken. die Kamera ist so nah dran (...), dass der Zuschauer sofort merken würde, wenn er etwas vorgegaukelt bekäme. Als Regisseur musst du es schaffen, diesen Teil in dem Schauspieler zu entdecken und ihn zusammen mit ihm freizulegen. Es ist quasi eine gemeinsame Forschungsarbeit. (...) Nach ein paar Wochen entwickelte sich eine so intensive Zusammenarbeit zwischen Crew und Schauspielern, dass wir Film und Wirklichkeit manchmal nicht mehr auseinander halten konnten. Wir haben ja zusammen gelebt und gearbeitet.”
„Ein Abschlussfilm und schon eine Meisterleistung.”
(Münchner Merkur)

Deutschland 2001; Regie und Buch: Hans Weingartner; Kamera: Tobias Amann, Matthias Schellenberg, Hans Weingartner; Musik: Marek Goldowski; DarstellerInnen: Daniel Brühl (Lukas), Anabelle Lachatte (Kati), Patrick Joswig (Jochen), Katharina Schüttler, Ilse Strambowski, Michael Schütz u.a.; (35mm, von Video übertragen; 1:1,85; Schwarzweiß; Dolby, 110min).