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ANYTHING ELSE

R: Woody Allen

Gewohnt intelligent, überraschend locker inszeniert Woody Allen eine nur auf den ersten Blick harmlos neurotische Liebeskomödie. Im Mittelpunkt steht diesmal nicht ein midlifecrisis-geplagtes Paar, sondern zwei Twenty-Somethings, die in genau jenem Stil agieren, den Allen seit dreißig Jahren kultiviert.
Der junge Jerry Falk ist Gag-Schreiber, doch auch sein Agent Harvey, dessen einziger Kunde Jerry ist, kann nichts an seinen bisher eher bescheidenen Erfolgen ändern. Auch seine Freundin Amanda macht ihm das Leben schwer, denn sie ist chaotisch, hat eine alkoholsüchtige Sängerin als Mutter und ist sexuell nicht unbedingt auf Jerry festgelegt. Zum Glück gibt es da den 60-jährigen (und ziemlich paranoiden) Woody Allen alias David Dobel, der ein Freund und Mentor von Jerry ist und ebenfalls als Komödienautor arbeitet. Bei Spaziergängen im New Yorker Central Park lässt sich Jerry von David mehr oder minder geistreiche Tipps geben, doch leider tut sich Jerry mit eigenen Entscheidungen schwer, so dass Katastrophen nicht ausbleiben – vielleicht auch, weil Jerry das junge Alter Ego von David zu verkörpern scheint.
Sex, Neurosen, Paranoia, das „ewig lockende Weib“, New York und der Zustand der ganzen Welt – man ist also mittendrin im Woody-Universum. Und noch einmal lassen sich hier erstaunliche Gags, witzige Einfälle und geniale Dialoge entwickeln, wird tiefgründiger Humor en masse versprüht. Feinfühlig werden die kleinen Frustrationen des Alltags und die großen individuellen Probleme zwischenmenschlicher Beziehungen beschrieben. Weil man aber die Themen, Konstellationen und Befindlichkeiten, die Allen hier verhandelt, im Großen und Ganzen gut kennt, wird Nebensächliches augenfällig. So etwa, wie akribisch Allen die Statisterie choreographiert: die etwas ungelenken Jogger, die im Central Park unermüdlich ihrer körperlichen Ertüchtigung nachgehen, die notorischen Hundehalter und andere Passanten, die entschlossenen Schrittes die Wege der Figuren kreuzen. Und noch etwas fällt auf: Die Studiobosse von DreamWorks scheinen die Zugkraft dieser Woody Allen-Vorzüge gering einzuschätzen. Bei der Vermarktung von ANYTHING ELSE in den USA ist Allen weder im Trailer zu sehen noch wird er im Presseheft als Darsteller genannt.
(nach: www.kino-zeit.de, derstandard.at)
Woody Allen: „Immer mehr Menschen mogeln sich durch, passen sich an und beziehen nie Position, aus Angst, Sympathien zu verlieren. Vielleicht liegt das am Druck, unter dem wir heute stehen. Viele Männer kriegen obendrein ihre Liebes- und Geschäftsbeziehungen nicht mehr unter einen Hut, weil sie einfach überfordert sind. Das perfekte Glück zwischen Mann und Frau gibt es noch weniger als früher. Da zerbrechen wir uns das Hirn über Fragen wie ,Warum lieben wir ausgerechnet diesen Menschen’ oder ,Wieso vergeht das Gefühl‘ und vergessen, dass Liebe ein Mysterium ist, welches wir hoffentlich nie erklären können. Bei all dem emotionalen Chaos steht das starke Geschlecht ziemlich hilflos da.“

USA/Frankreich/Niederlande/England 2003; Regie und Buch: Woody Allen; Kamera: Darius Khondji; Schnitt: Alisa Lepselter; Darsteller: Jason Biggs (Jerry Falk), Christina Ricci (Amanda), Woody Allen (David Dobel), Danny DeVito (Harvey), Stockard Channing (Paula), Diana Krall u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 108min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).