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LES INVASIONS BARBARES

DIE INVASION DER BARBAREN

R: Denys Arcand

Als er erfährt, dass sein Vater, der zynische und sexbesessene Universitätsprofessor Rémy, an Krebs erkrankt ist, reist der Yuppie Sébastien aus London zurück nach Quebec/Kanada. Auf Bitten seiner Mutter Louise, die trotz der Scheidung noch viel für den Schwerenöter empfindet, kümmert er sich widerstrebend um den Vater. Zwar wird der Börsenmakler für seine kapitalistische Ader vom Salonsozialisten Rémy wild bespöttelt, doch sein Geld ermöglicht einen erstaunlichen Komfort im heruntergekommenen staatlichen Krankenhaus. Hilfreich ist dabei auch Nathalie, die drogenabhängige Tochter einer ehemaligen Geliebten, denn sie kann ihm schmerzlinderndes Heroin besorgen.
Ein Gang mit der Kamera. Endlose Flure, die immer länger und immer enger werden. Musik und Tonfetzen aus Schreien und Seufzern, Stöhnen, Husten und Röcheln. Betten links, Bahren rechts, Schläuche an der Decke, Röhren an den Wänden. Ausgestreckte Arme, Hilferufe. Eindringen in die Unterwelt. Am Ende des Vorspanns sind wir im Zentrum des Films angekommen, einem Krankenzimmer. Doch DIE INVASION DER BARBAREN beschreibt nicht einen Krankheitsverlauf, keine Beichte in den letzten Lebensmomenten. Der Film ist eine Analyse über den Zustand einer Intellektuellengeneration, die die Diskrepanz zwischen ihrem Wissen und ihrer politischen Machtlosigkeit mit Selbstironie kompensiert und ihrerseits Analysen über den Zustand der Welt zum Besten gibt.
Vor 17 Jahren ist der kanadische Regisseur Denys Arcand mit DER UNTERGANG DES AMERIKANISCHEN IMPERIUMS bekannt geworden. Nun hat er die Geschichte mit denselben Schauspielern und Figuren weitergesponnen: Die vier Geisteswissenschaftler sowie deren Frauen und Geliebte, die im ersten Film während eines Nachtessens ihre rhetorische Selbstverliebtheit am Thema Sex erprobten, sind 17 Jahre älter geworden, bei intakt gebliebenen Mundwerk.
Ins satirische Kreuzfeuer geraten das überspannte Gesundheitssystem, „law and order“ und Mutter Teresa, also sämtliche Fehlentwicklungen zwischen katholischer Kirche und Kapitalismus. Die „Barbaren”-Methapher zielt nicht nur auf die Todesflieger des 11. September, sondern ebenso auf die Unterhaltungsmedien, die globalisierten Konzerne, den unkontrollierten Drogenhandel und die todbringenden Krebszellen.
Neben diesem kritischen Gesellschaftsbild entfaltet Arcand auch eine persönliche Ebene, bei der die älteren, aus dem ersten Film übernommenen Protagonisten ihr Leben zwar skeptisch betrachten, manchmal auch zynisch, jedoch trotz aller Probleme mit sich und ihrem Leben zufrieden sind. Die Jungen dagegen tragen schwerer an ihrer Existenz. Sei es Sébastien, der sich vor allem auf die Kraft des Geldes verlässt und sich nur langsam dem entfremdeten Vater nähert, oder die drogenabhängige Nathalie.
(nach: Svenja Alsmann; Valentin Rabitsch; Michael Meyns; Helmut Merker; Klaus-Peter Eichele)
„(…) Vor allem aber ist DIE INVASION DER BARBAREN, der zurecht mit Filmfestpreisen überhäuft wurde, ein durch und durch utopischer Film. Er zeichnet die Vision eines menschenwürdigen und selbstbestimmten Sterbens im Kreis von verständnisvollen aber niemals verlogenen Freunden. Und er hält trotzig die Fahne eines (eigentlich längst ausgestorbenen) Lebensstils hoch, der Hedonismus und Humanität in Einklang bringt.”
(Klaus Peter Eichele)
„(…) All dies macht DIE INVASION DER BARBAREN mit zu einem der intelligentesten, herausragendsten Filme des bisherigen Kinojahres.”
(Michael Meyns)
Goldene Palme in Cannes 2003:
Drehbuch und Beste Hauptdarstellerin Marie-Josée Croze (Nathalie)

Kanada/Frankreich 2003; Regie und Buch: Denys Arcand; Kamera: Guy Duffaux; Musik: Pierre Aviat; DarstellerInnen: Rémy Girard (Rémy), Stéphane Rousseau (Sébastien), Marie-Josée Croze (Nathalie), Marina Hands (Gaëlle), Dorothée Berryman (Louise), Johanne Marie Tremblay (Sœur Constance), Pierre Curzi (Pierre), Yves Jacques (Claude), Louise Portal (Diane), Dominique Michel (Dominique), Sophie Lorain (First „lover”), Toni Cecchinato (Alessandro), Mitsou Gélinas (Ghislaine), Isabelle Blais (Sylvaine) u.a.; (35mm – von Video übertragen; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 99min; englisch-französische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


  
Filmplakat