BABYSITTER

R: Monia Chokri

Seit #metoo ist das Leben auch nicht leichter geworden. Das bekommt Cédric am eigenen Leib zu süren, nachdem er einer Repoterin ungefragt ein Busserl auf die Wange schmatzt und sich daraus ein landesweiter Skandal aufschaukelt. Hinzu kommt die Überforderung am Eheleben samt Neugeborenem und einer an postnataler Depression leidenden Ehefrau. Genau zum rechten Zeitpunkt tritt die engelsgleiche Babysittern Amy in Erscheinung. Sie löst auf märchenhafte Weise die profanen Haushaltsprobleme und zieht die Lustphantasien des Ehepaars auf sich. Regisseurin Monia Chokri peitscht in ihrem zweiten feature mit viel Verve und comichafter Zuckerguss-Retroästhetik die Figuren durch die Uneindeutigkeiten heutiger Geschlechterverhältnisse. Die wunderbar wahnwitzigen Dialoge in BABYSITTER sind ebenso aufschlussreich wie zum Schreien komisch. So persifliert Chokri unterhaltsam alltäglichen Sexismus und toxische Männlichkeit, wenn die Herrn der Schöpfung den Feminismus mansplainend als Vorwand zur Selbstbeweihräucherung nutzen. (Judith Salner)

Kanada/Frankreicch 2022; Regie: Monia Chokri; Buch: Catherine Léger; Kamera: Josée Deshaies; Darsteller:innen: Patrick Hivon, Monia Chokri, Nadia Tereszkiewicz, Steve Laplante, Hubert Proulx u.a.; (DCP; Farbe; 87min; französische ORIGINALFASSUNG MIT ENGLISCHEN UNTERTITELN).