filme des open air kino im zeughaus 2004
So 01.08.2004 Open Air Kino im ZeughausR: Michael Moore / OmU
Michael Moore – Erfolgsregisseur des Oscar prämierten BOWLING FOR COLOMBINE, Bestsellerautor, Dirigent eines Millionenpublikums und Liebling aller Kritiker der gegenwärtigen US-Administration – hat sich mit seinem neuen Film FAHRENHEIT 9/11 nichts Geringeres vorgenommen als (film-)politische Geschichte zu schreiben: indem er die Wiederwahl des amtierenden amerikanischen Präsidenten verhindert. Oder zumindest wesentlich zum Hinauswurf George W. Bushs aus dem Weißen Haus beiträgt. Filme zu machen heißt für Moore politisch zu handeln – und FAHRENHEIT 9/11 sowie die Geschichten rund um den Film stellen die Frage, ob Filme die Welt verändern können, mit neuer Eindringlichkeit.
Bekanntes
Bekannt ist: dass Moore in FAHRENHEIT 9/11 die geschäftlichen und privaten Verbindungen zwischen den Familien Bush und bin Laden sowie dem saudischen Königshaus aufzeigt; dass er die ständige Aushöhlung von Bürgerrechten durch den „Patriot Act” anprangert; dass er Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft direkt mit konkreten Auswirkungen ihrer Handlungen konfrontiert; dass er schier irrwitzige Fakten und zynische Reaktionen der Machthaber beleuchtet; dass er das offizielle Schüren von Angst genauso hinterfragt wie den Irak-Krieg; und: dass er den selbst ernannten „War President” Bush als Idioten darstellt.
Auch über die Hintergründe weiß man Bescheid: „Goldene Palme” für FAHRENHEIT 9/11 in Cannes; Disney untersagt den Vertrieb des Films, nur ein eingesprungener Independent-Verleiher, die kanadische Lions Gate, sichert den pünktlichen US-Start Ende Juni; Rekordeinspielergebnis am ersten Wochenende (21 Millionen Dollar – das ist doppelt so viel wie HARRY POTTER), obwohl der Film erst ab 17 Jahren freigegeben ist; Michael Moore am Cover von Time Magazine; wüste Attacken sowie wonniger Applaus: Polarisierung pur.
Unbekanntes
„Ich denke, dass Moore unbewusst den US-Präsidenten mehr unterstützt, als dass er ihm schadet.” Jean-Luc Godard scheint so darauf zu verweisen, dass das „Produkt Bush” auch von seinen Gegenbildern lebt, gerade aus der rüden Reduzierung auf ein schwarz-weiß gefärbtes Weltbild seine politische Kraft gewinnt. Und hat sich die von Moore angeprangerte Einfältigkeit von Bush nicht längst von einer politischen in eine mythologische Kategorie verwandelt, weil sie mittlerweile für selbstverständlich und „natürlich” gehalten wird, also weder hinterfragt noch kontextualisiert werden muss? Vielleicht ist sich Moore dessen auch bewusst, wenn er den Fehlleistungen Bushs überdies argumentativ zu Leibe rückt – denn ein „preaching to the choir”, ein bloßes Überzeugen der eigenen Anhängerschaft also, kann nicht sein Ziel sein, aber Bush 1000 Wählerstimmen in den umstrittenen „Swing States” kosten und so würde der Film dann doch in die Realität hineinwirken.
Eingedenk dieser Zielsetzung ist FAHRENHEIT 9/11 ein perfektes Beispiel für Agit-Prop-Kino: schon Lenin erkannte, dass man die Massen erst agitieren, aufbringen und reizen müsse, um sie für Propaganda empfänglich zu machen, um Meinungsänderungen herbeizuführen. Moore erreicht dieses Aufheizen der Stimmung (auf steigende Temperaturen bezieht sich schon der Titel des Films) vor allem durch eine virtuose Montage bereits vorhandenen Bildmaterials. Er ist der König des Archivs, seine Stärke die Herstellung eines neuen, aussagekräftigen Kontexts durch die Gegenüberstellung zweier Bilder bzw. Bildsequenzen. „Am Schneidetisch wird aus Gestammel Rhetorik”, sagte der deutsche Dokumentarist Harun Farocki vor Jahren, und Moore perfektioniert durch überwältigende Aneinanderreihung von „Fakten” die rhetorische Figur der Emphase, der leidenschaftlichen Beweisführung.
So wird FAHRENHEIT 9/11 zu einem Dokumentarfilm, der genau das erreicht, was diesem traditionell belehrenden Genre selten gelingt: in einer Art „Kino der Attraktionen” Unterhaltsames und Emotionelles zu vereinigen, gleichzeitig eine Beweisaufnahme vorzunehmen, Polemik und Journalismus zu verbinden sowie eine machthabende Elite frontal herauszufordern. Ob Moore dabei nur ein Spiegelbild von Bush bleibt, ob seine Bevorzugung des Konkreten gegenüber dem Abstrakten politisch nützlich sein kann oder ob Moore wirklich vereinfacht und bloß populistisch agiert – davon kann sich im Kino jede(r) selbst ein Bild machen.
(Jens Nicklas)
„Als ich mit Michael Moore auf der Bühne stand, wusste ich schon, dass all dieser politische Mist jetzt hochkommen würde. Ich flüsterte in sein Ohr und sagte: ’Ich will dir nur sagen, dass du die Goldene Palme keineswegs für deine politischen Ansichten bekommen hast. Du hast sie bekommen, weil es wirklich der beste Film war, den wir gesehen haben.’”(Quentin Tarantino)
„Der Film hat mich tief berührt. Ich habe im Kino noch nie so viel geweint. FAHRENHEIT 9/11 ist nicht nur sehr inspirierend und informativ, er beweist auch, dass die Menschen etwas verändern können.” (Madonna)
„Vielleicht werden wir auf die unglaublich erfolgreiche erste Woche von FAHRENHEIT 9/11 bald den gleichen Blick werfen wie heute auf die TV-Debatte zwischen John F. Kennedy und Richard Nixon. Nämlich als einen Moment, an dem wir zum ersten Mal das Potenzial eines Massenmediums erfassten – in diesem Fall: Film – die amerikanische Politik auf neue Art und Weise zu beeinflussen.“ (Richard Corliss, Time Magazine)
USA 2004; Regie und Buch: Michael Moore; Kamera: Mike Desjarlais; Schnitt: Kurt Engfehr, Christopher Seward, T. Woody Richman; Musik: Jeff Gibbs. (35mm – von Video übertragen; Farbe; Dolby SRD; 115min, englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).
Mo 02.08.2004 Open Air Kino im ZeughausR: Leo McCarey / OmU
„Der Krieg ist nicht mehr zu verhindern, ich habe schon seit einem Monat das Schlachtfeld gemietet.” In ihrer politischen Satire mit Kultstatus führen die Marx Brothers mit diabolischer Komik vor, dass Politiker nicht unbedingt gewählt werden, weil sie dazu qualifiziert sind, einen Staat zu führen; dass Länder, die sich ihrer Freiheiten rühmen, über Nacht Obrigkeitsstaaten werden können; dass die BürgerInnen der Welt ihr Wohl selbstsüchtigen, egoistischen Diplomaten anvertrauen müssen, die einen Krieg erklären, wenn sie persönlich beleidigt werden, und schließlich dass Kriege weniger mit Prinzipen als mit wirtschaftlichen Überlegungen zu tun haben.
Groucho Marx als Rufus T. Firefly ist der geborene Diktator. Er regiert den Operettenstaat Freedonia nicht, weil er davon profitieren würde, sondern weil er einfach glaubt, dass ein Land, das so unverantwortlich ist, ihn zu seinem Führer zu machen, auch den schlimmstmöglichen Herrscher verdient. Und durch ihn bekommen Gestalten wie Chico und Harpo Zutritt zu prunkvollen Plätzen, die sie verwüsten können. Der eine als Kriegsminister und Spion für die Gegenseite, der andere als stummer Wilder, als die personifizierte – und alles (!) fressende – Gewalt. Mit rüdem Humor, explosiver Respektlosigkeit und einer Portion Zynismus treiben die Brüder ihre Spielchen, die in erster Linie der eigenen Unterhaltung im muffigen Alltag von Freedonia dienen.
Die Wertschätzung für die Marx Brothers ist seit den 60er-Jahren, als ihre Filme in den amerikanischen Universitäten wieder entdeckt wurden, kontinuierlich gestiegen. Die chaotische, anarchische Komik der Brüder passte ideal zur Aufbruchstimmung jener Jahre und verschaffte ihnen auch bei einer neuen Generation jenen Kultstatus, den sie sich bis heute erhalten haben. Kein anderes Komikerteam war je respektloser, aberwitziger und zeigte seine Verachtung für Autoritäten, Konventionen und Institutionen so unverhohlen und offen wie die Marx Brothers. Und DUCK SOUP wurde zum Lieblingswerk dieser neuen Generation glühender „Marxisten”. (nach: Stephan Gáspár)
„DUCK SOUP jongliert mit Logik und überwindet die Schwerkraft, der Film ist respektlos, er ist lächerlich, er ist lustig, er ist wild, er ist dumm. Er ist eine Symphonie in Gag-Zeit. (Joe Adamson)” Und komponiert hat diese Symphonie mit Leo McCarey der beste Regisseur, den die Marx Brothers je hatten, und der Einzige, der klug genug war, ihre berüchtigten Wortspiele mit improvisierten Szenen und vor allem mit visuellen Gags auszubalancieren.
USA 1933; Regie: Leo McCarey; Buch: Bert Kalmar, Harry Ruby; Kamera: Henry Sharp; Musik: Arthur Johnston; DarstellerInnen: Groucho Marx (Rufus T. Firefly), Harpo Marx (Pinky), Chico Marx (Chicolini), Zeppo Marx (Lt. Bob Roland), Margaret Dumont (Gloria Teasdale) u.a.; (35mm; 1:1,37; Schwarzweiß; 70min; amerikanische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).
Di 03.08.2004 Open Air Kino im ZeughausR: Charles Chaplin / OmU
MODERN TIMES ist Chaplins letzter Film mit der Figur des Tramp. Zum letzten Mal stemmt sich Chaplin gegen das neue Medium des Tonfilms. Chaplin mimt zwar einen singenden Kellner, aber er singt nur einen Kauderwelsch von Nonsense-Worten. Es mag heute anachronistisch anmuten, aber der Film wurde in Deutschland und Italien wegen „kommunistischer Tendenzen” verboten und erregte Anstoß bei der nordamerikanischen Filmindustrie. MODERN TIMES ist jedoch ein satirischer Angriff auf die Technisierung unserer Welt, die Standardisierung des Menschen und die Unterdrückung des Individuums.
USA 1935; Regie: Charles Chaplin; (s/w; 89min, Stummfilm vertont).
Mi 04.08.2004 Open Air Kino im ZeughausR: Byambasuren Davaa, Luigi Falorni / OmU
Im weiten Süden der Mongolei, in der unwirklichen Landschaft der Wüste Gobi, kommt ein kleines, weißes Kamel zur Welt. Die Mutter, geschwächt und verstört von der schmerzhaften Geburt, verstößt ihr Junges. Ohne die nahrhafte Muttermilch scheint das Kalb, das sich seiner Mutter immer wieder verzweifelt nähert, dem Tod geweiht. In ihrer Not erinnern sich die Hirtennomaden an ein uraltes Ritual: Ein Musiker aus der fernen Stadt soll mit den magisch-himmlischen Klängen seiner Geige die Kamelmutter zum Weinen bringen und so ihr Herz erweichen. Das Wunder geschieht: Die Mutter bricht in Tränen aus, ihr Junges darf säugen und ist gerettet.
Byambasuren Davaa: „Ich habe das als kleines Kind gesehen, und es ist mir immer stark im Gedächtnis geblieben. Wenn ich an Kamele denke oder an die Wüste Gobi, kommt sofort dieses Bild.“
Die Geschichte von der durch Musik umgestimmten Kamelmutter gehört in der Mongolei zum traditionellen Legenden-Schatz. Es kommt immer wieder vor, dass ein Kamel sein Fohlen verstößt, deshalb ist das musikalische Ritual unter den Nomaden nicht in Vergessenheit geraten. Die Mongolin Byambasuren Davaa und der Italiener Luigi Falorni haben sich für ihren Abschlussfilm an der Münchner Filmhochschule für dieses Projekt zusammengetan und sie hatten Glück: Sie fanden eine Nomadenfamilie, bei deren Kamelherde tatsächlich das Musikritual benötigt wurde.
Byambasuren Davaa: „Im Moment wird das Nomadenleben in der Mongolei noch akzeptiert. Aber nach der Wende ist die Zahl der Nomaden schnell gesunken. Es ist auch ein Generationenkonflikt – die Jüngeren wollen alle in die Stadt, Coca Cola trinken und Gameboy-Spielen. (...) Deshalb ist das, was ich in meinem Film erzähle, für mich als Mongolin auch so wichtig – in zehn oder zwanzig Jahren finden wir diese Geschichte vielleicht nicht mehr.“
Das Interessante an dem Film ist, dass man DIE GESCHICHTE VOM WEINENDEN KAMEL für ein Märchen halten mag, dass es tatsächlich aber ein Dokumentarfilm ist, der eine wahre Begebenheit erzählt. Und so hat der Film den unwiderstehlichen Charme einer wunderbar beiläufigen Beobachtung: Man schaut und schaut, ohne eigentlich zu wissen warum, bis sich aus dem Gesehenen eine Handlung herausschält, die sich als herzerweichende Geschichte entpuppt. (nach: www.kamelfilm.de)
Luigi Falorni: „Abgesehen von der Kuriosität, ein von Musik gerührtes Kamel in Tränen zu sehen (...) war es das Universelle an diesem Thema, das mich besonders interessierte. Es ist die Geschichte einer Rettung, die Stoff für weit mehr als eine schiere ethnographische Beobachtung bietet. Das kleine ausgehungerte Kamel ist jeder von uns: entfremdet, stets auf der Suche nach Geborgenheit und Zugehörigkeit.“
„Dieses moderne mongolische Märchen über eine Kamelmutter, die ihr Junges verstößt, ist einzigartig, rührend, interessant, spannend, kurz: sehenswert.“ (Süddeutsche Zeitung)
Deutschland/Mongolei 2003; Regie und Buch: Byambasuren Davaa und Luigi Falorni, nach einer Idee von Byambasuren Davaa und Batbayar Davgadorj; Kamera: Luigi Falorni; DarstellerInnen: Janchiv Ayurzana, Chimed Ohin, Amgaabazar Gonson, Zeveljamz Nyam u.a.; (35mm, von Viedeo übertragen; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 87min; mongolische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).
Do 05.08.2004 Open Air Kino im ZeughausR: Petter Næss / OmU
Elling und Kjell Bjarne heißen die beiden Helden, die in Petter Næss' Tragikomödie gemeinsam eine Wohnung in Oslo beziehen. Auf Probe, denn sie wagen nach zwei Jahren Psychatrie ihren ersten Ausflug in die „Realität”. Streng beäugt von ihrem Sozialarbeiter. Elling verbrachte den Großteil seiner 40 Jahre unter der Obhut der dominanten Mutter. Mit Nachdruck pflegt er seine Angstneurosen und scheut jeden Kontakt zur Außenwelt. Der impulsive und herzensgute Gemütsmensch Kjell verfolgt neben permanentem Essen noch ein anderes Ziel: endlich einmal Sex mit einer Frau zu haben. Bevor Elling und Kjell im Abenteuer „Alltag” ihr ganz persönliches Glück finden, müssen noch unzählige Hindernisse überwunden werden, oder, wie es Elling ausdrückt: „Es gibt Menschen, die sich auf Skiern zum Südpol wagen, und ich brauche all meinen Mut, um auf dem Weg zur Toilette ein vollbesetztes Restaurant zu durchqueren”SchauspielerInnen, Drehbuch, Inszenierung – es gibt keine Disziplin, in der ELLING das Publikum nicht verzaubert. Ruhig, mit einem wunderbaren Sinn für die Stolpersteine, die sich die Figuren durch ihre verschiedenen Komplexe in den Weg legen, gelingt Næss das Kunststück aus einer oft erzählten Story, den menschlichen Kern herauszuschälen und ihn neu zu verpacken. Mit seiner schnörkelosen, lakonischen Sichtweise hebt sich ELLING wohltuend von den unzähligen Hollywoodfilmen ab, in denen sich Schauspieler in „exotischen” Krankenrollen ihre Oscarreife erspielen. ELLING brachte es allein in Norwegen auf 800.000 ZuschauerInnen (bei vier Millionen EinwohnerInnen!) und war für den Oscar nominiert. (nach: www.cineman.ch; Klaus Kirschner; Norbert Raffelsiefen;)Petter Næss: „Diese Jungs haben keine diagnostizierte Krankheit. Ihr Problem ist, dass sie über keinerlei soziale Erfahrung verfügen. Niemand gab ihnen je die Gelegenheit, sich zu beweisen oder hatte gar Vertrauen in sie. Für mich war es wichtig, Möglichkeiten und menschliche Qualitäten von Personen zu zeigen, die man augenscheinlich nicht von ihnen erwarten würde.”„Endlich einmal eine Außenseiter-Komödie, die wirklich komisch ist, weil sie traumhaft sicher Marotte und Märchen, Wahn und Wirklichkeit mischt. (...) Niemals macht ELLING seine Figuren lächerlich, so oft er ihre Absonderlichkeit auch mit der Realität kollidieren lässt. Immer nimmt ELLING Verschrobenheit als normal hin. Genau daraus entsteht diese wie hingetupft wirkende, leichthändige, heitere Verzauberung des Abenteuers „Alltag”, in der sich die Zerbrechlichkeit der beiden bisweilen so robust erscheinenden Freunde spiegelt.” (N. Wehrstedt) Norwegen 2001; Regie: Petter Næss; Buch: Axel Hellstenius; Kamera: Svein Krøvel; Musik: Lars Lillo Stenberg; DarstellerInnen: Per Christian Ellefsen (Elling), Sven Nordin (Kjell Bjarne), Per Christensen (Alfons Jørgensen), Jørgen Langhelle (Frank Åsli), Marit Pia Jacobsen (Reidun Nordsletten) u.a.; (35mm; 1:1,66; Farbe; Dolby SR; 90min; norwegische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN und DEUTSCH SYNCHRONISIERTE FASSUNG).
Fr 06.08.2004 Open Air Kino im ZeughausR: Josef Fares / OmU
Das Verbrechen kennen die Kops von Högsboträsk nur aus dem Kino. Statt fliehender Verbrecher jagen die Ordnungshüter in ihrem kleinen, sauberen schwedischen Dörfchen höchstens einmal eine entlaufene Kuh. Ansonsten steht ihnen alle Zeit der Welt für Brautschau und Backkünste, für Strickarbeiten und Kartenspiele, für die Träume vom Kino und die Alpträume des ehelichen Zusammenlebens zur Verfügung.
Für den fantasieüberschäumenden Benny (gespielt vom diesjährigen „European Shooting Star” Torkel Petersson) mit seinen grandiosen Actionfilm-Kenntnissen gerät jede noch so lächerliche Polizeiaktion zum spektakulären Großeinsatz. Seine Kollegen plagen derweil andere Probleme: Agneta findet ihren Busen zu klein und ihren Gatten Lasse zu leidenschaftslos. Jacob hätte gern mehr Glück in der Liebe. Doch bei seinen Treffen auf Kontaktanzeigen scheitert er an den inquisitorischen Fragen seiner „blind dates“ oder verwechselt die Damen gleich gänzlich.
Eines Abends scheint er überraschenderweise sogar Glück zu haben, als sich eine nette Unterhaltung ergibt und er mit Jessica ein Wiedersehen am nächsten Abend vereinbart. Doch seine vermeintliche Herzdame entpuppt sich am nächsten Morgen auf der Wache als Kollegin vom fernen Hauptquartier, die nur gekommen ist, um die Polizeidienststelle Högsboträsk zu schließen – es gibt hier einfach zu wenige Verbrechen für sechs vollbeschäftige Polizisten.
Nach reiflicher Überlegung entwickeln die Ordnungshüter einen genialen, gleichwohl nicht ganz legalen Plan. Erst wird der lokale Penner mit etwas Schnaps zum Ladendiebstahl überredet. Bald findet sich wüstes Graffiti an den idyllischen Hauswänden. Im Wald erschrecken plötzlich Schreie und Schüsse die Bürger. Dass eines Nachts noch die örtliche Würstelbude in die Luft fliegt, bereut die Staatsmacht zwar zutiefst („Wo sollen wir den jetzt essen?”), andererseits riecht das Verbrechen stark nach Mafia.
Regisseur und Drehbuchautor Josef Fares (JALLA! JALLA!) beweist auch in seinem zweiten Spielfilm, dass er ein wunderbares Gespür für „kleine” Geschichten und komische Zwischentöne besitzt. Erneut stürmte er mit seinem Film die schwedischen Kinocharts. Seine KOPS gerieten so erfolgreich, dass Hollywood prompt ein Remake mit Adam Sandler plant.
(nach: epd Film 11 2003; www.programmkino.de; www.cineclub.de) Schweden 2003; Regie: Josef Fares; Buch: Josef Fares, Mikael Hafström; Kamera: Aril Wretblad; Musik: Daniel Lemma, Bengt Nilsson; DarstellerInnen: Fares Fares (Jacob), Torkel Petersson (Benny), Göran Ragnerstam (Lasse), Sissela Kyle (Agneta), Eva Röse (Jessica), Christian Fiedler (Folke), Erik Ahrnbom (Hakan) u.a.; (35mm – Blow Up von 16mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 90min; schwedische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).
Sa 07.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus
Die ersten 10 BesucherInnen, die am Samstag, den 7.8.2004, sich gerne überraschen lassen und zum Einlassbeginn (20.00 Uhr) eine Kinokarte erwerben, bekommen an der Zeughausbar einen Gratis-Drink. |