UNSANEAUSGELIEFERT R: Steven Soderbergh Es gibt da diese eine, sehr starke Szene. Ein Kammerspielmoment zwischen der Protagonistin Sawyer Valentini und einem Mann in der Gummizelle einer Klinik. Überall sind Matten. Die Wände sind damit gepolstert, der Boden auch. Ein abgeschotteter Raum, gegenüber den anderen Patienten, gegenüber der Realität. Sawyer ist dem Mann scheinbar hilflos ausgeliefert. Bis sie das Machtgefüge ins Wanken bringt, ihn verbal attackiert und psychisch zerschmettert. Es ist ein Augenblick des Triumphs, der Steven Soderberghs Talent für vielschichtige Charaktere zeigt – und seine Kunst, mit den Erwartungen der Zuschauer zu spielen.
Steven Soderberghs Psychothriller UNSANE spielte im Wettbewerb der Berlinale 2018 außer Konkurrenz und auf einer anderen Ebene als viele der Filme, die im Programm zu sehen waren. Nicht weil er per se besser oder schlechter wäre. UNSANE fällt durch seine zackige, entschlackte Erzählung auf. Methodisch wird das Leben von Sawyer Valentini in drei Szenen skizziert, die sie wiederum in die Pflege der Highland Creek-Anstalt führen, die wiederum in Sawyers Widerstand mündet, der wiederum ihre Hintergrundgeschichte ankratzt, die wiederum zu einer Erweiterung der Perspektiven des Films führt. Aus dem Einzel wird ein Doppel, als Sawyer ihren Stalker in einem Pfleger wiederzuerkennen glaubt. Um einen klar getakteten Plot wie diesen zu sehen, muss der Weg schon in die Retro führen. Oder eben geradewegs zu Steven Soderbergh, der UNSANE mit einem iPhone gedreht hat. Weil er es kann. Oder besser: Weil er es will. (nach: tagespiegel.de; moviepilot.de)
USA 2018; Regie, Kamera & Schnitt: Steven Soderbergh; Buch: Jonathan Bernstein & James Greer; DarstellerInnen: Joshua Leonard (David Strine), Claire Foy (Sawyer Valentini), Sarah Stiles (Jill), Marc Kudisch (Bank Manager), Amy Irving (Angela Valentini), Colin Woodell (Mark), Lynda Mauze (Dolores), Zach Cherry (Dennis) u.a.; (DCP; Farbe; 97min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).
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