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NELYUBOV

LOVELESS

R: Andrey Zvyagintsev

Das Ehepaar Boris und Zhenya steht kurz vor der Scheidung, beide planen bereits ihr Leben mit neuen Partnern. Boris hat seine Freundin Masha geschwängert, Zhenya ist mit dem älteren und wohlhabenderen Anton liiert. Noch wohnen die beiden zusammen und streiten stän­dig, worunter ihr zwölfjähriger Sohn Alyosha schwer leidet – ohne dass seine Eltern in ihrer Selbstbezogenheit das mitbekommen. Ohnehin können sie mit ihrem Kind wenig anfangen und empfinden es in erster Linie als Last. Als Alyosha plötzlich spurlos verschwindet, vergeht erst einmal ein Tag, bis einer der beiden es überhaupt bemerkt. Auch die Polizei unternimmt kaum etwas, stattdessen macht sich ein gemeinnütziger Hilfsdienst verzweifelt auf die Suche nach dem Jungen.
Für LEVIATHAN erhielt Andrey Zvyagintsev in Cannes den Preis für das Beste Drehbuch, sein fünfter Spielfilm NELYUBOV wurde mit dem Jurypreis ausgezeichnet. Typisch ist sein verstörender Realismus, der den Zuschauer mit erdrückender Wucht regelrecht überrollt und mitreißt. Gleichzeitig liegt dahinter eine zweite allegorische Ebene, die bitterböse Kritik am Russland der Gegenwart übt. So spiegelt sich in der Figur der Mutter der auch von Wladimir Putin zelebrierte Kör­perkult, während die Boris-Figur als Satire auf die wohlhabende russische Mittelschicht aufgefasst werden kann. Zudem entlarvt Zvyagintsev die Polizei als Teil eines maroden Staatsapparats und zeigt, wie die Menschen von den Propagandasendungen des russischen Fern­sehens zunehmend in Apathie verfallen. Sein Stamm­kameramann Mikhail Krichman entlockt der grauen Tristesse rund um eine gutbürgerliche Hochhaussiedlung immer wieder grandios-poetische Bilder, die unter die Haut gehen. In der kühlen und distanzierten Bildsprache steckt dennoch viel Verständnis und Empathie für die Charaktere. So sind die Eltern trotz allem keine Monster, sondern eben nur gewöhnliche fehlerhafte Menschen in einer vom Egoismus völlig durchdrungenen Ge­sell­schaft. (nach: filmstarts.de; viennale.at; sennhauserfilmblog.ch)

Russland/Frankreich/Belgien/Deutschland, 2017; Regie: Andrey Zvyagintsev; Buch: Andrey Zvyagintsev & Oleg Negin; Kamera: Mikhail Krichman; Schnitt: Anna Mass; Musik: Evgueni Galperine, Sacha Galperine; DarstellerInnen: Alexey Rozin (Boris), Maryana Spivak (Zhenya), Matvey Novikov (Alyosha), Marina Vasileva (Masha), Andris Keiss (Anton), Natalya Potapova (Mat Zheni) u.a.; (DCP 1:2,35; Farbe; 127min; russische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


  
Filmplakat