LEAR: Marco Tullio Giordana Ein kleiner Ort in Kalabrien: Lea Garofalo lebt in einer Familie, die tief in die Aktionen der dortigen Mafia, der ’Ndrangheta, verstrickt ist. Für ihre Tochter Denise jedoch wünscht sie sich ein anderes Leben, ein Leben ohne Gewalt, ohne Lügen und Angst. Sie reagiert mit den einzigen Waffen, die sie hat: Sie erstattet Anzeige gegen ihre Mafia-Familie und vertraut sich der Justiz an. Eine Entscheidung mit schwerwiegenden Konsequenzen. Schon bald steht sie mit Denise unter strengem Zeugenschutz, muss mehrfach Namen und Aufenthaltsort ändern, um der Rache ihres Clans zu entgehen. Doch Lea merkt, dass sie und ihre Tochter sich auf niemanden verlassen können.
„Lea Garofalos Geschichte hat mich tief beeindruckt. Es ist nicht die Geschichte eines Opfers, sondern die Geschichte einer Frau, die in sich selbst die Kraft findet, zu reagieren und zu kämpfen: die den Mut hat, sich zu wehren, selbst als Zeugin aufzutreten und die Wirklichkeit nicht als etwas Vorherbestimmtes zu akzeptieren. Sie ist eine dieser Persönlichkeiten, die mir immer gefallen haben, unnachgiebig und rebellisch. Denn die einzige Hoffnung, in eine Struktur wie die der ’Ndrangheta einzudringen, besteht darin, ihre Macht vollständig zu zerpflücken. Dies wird von Frauen ermöglicht, die nicht mehr die treuen Hüterinnen der mafiösen Traditionen sein wollen.” (Marco Tullio Giordana)
„Marco Tullio Giordanas Film verdient jeden Beifall. Er ist eine nüchterne Hommage an eine große Frau. Man bekommt nicht einen einzigen Tropfen Blut, keine der in Mafiafilmen sonst so üblichen Gewaltszenen zu sehen. Das ist eine weise Entscheidung, vor allem, weil dadurch der Figur Lea Garofalo kein Raum und keine Aufmerksamkeit entzogen wird. Sie steht im Mittelpunkt der Geschichte und ist stärker als Pistolenschüsse, Blut und Leichen. LEA ist ein Film, den man in den Schulen zeigen sollte, denn Lea Garofalo geht daraus als ein Beispiel für Mut und Moral hervor, als ein echtes Vorbild für all diejenigen, die noch die Kraft haben, sich zu wehren.”
(Domenico Naso, Il Fatto Quotidiano)
Italien 2015; Regie: Marco Tullio Giordana; Buch: Marco Tullio Giordana & Monica Zappelli; Kamera: Roberto Forza; Musik: Giancarlo Basili; DarstellerInnen: Vanessa Scalera (Lea Garofalo), Linda Caridi (Denise), Alessio Praticò (Carlo), Mauro Conte (Floriano), Antonio Pennarella (Massimo), Diego Ribon
(Don Luigi) u.a.; (DCP; 1:1,85; Farbe; 95min; italienische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).
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