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AQUARIUS

R: Kleber Mendonça Filho

Die Vergangenheit ist in Mendonça Filhos Film omnipräsent. Begleitet von gemütlichem Bossanova wird AQUARIUS mit Schwarzweiß­foto­grafien von überfüllten Stränden in der Küstenstadt Recife eröffnet. In einer Gegenwart, in der selbst die Drogendealer aus gutem Hause kommen, ist davon kaum etwas geblieben. Bis auf Dona Claras lichtdurchflutete Wohnung, die nicht nur der Modernisierung trotzt.
Seit Ewigkeiten schon wohnt sie im Haus mit dem titelgebenden Namen. Nur die Avenida Boa Viagem trennt den zweistöckigen Wohn­komplex aus den 1940er Jahren vom Strand, wo die frühere Musikkritikerin jeden Morgen unter dem persönlichen Schutz der Rettungsschwimmer ihre Runden im Meer dreht. Die 65-jährige Frau hat viel gesehen und erlebt. Seit einer Krebserkrankung in jungen Jahren fehlt ihr eine Brust, sie hat Kinder aufgezogen und vor 17 Jah­ren ihren Mann verloren. Nun haben Investoren ein Auge auf das Haus geworfen.
Der Widerstand, mit dem Clara auf die Sirenengesänge und Provo­kationen reagiert, verleiht AQUARIUS nicht nur seine moralische Fluchtlinie, sie gibt auch der Dramaturgie den Takt vor. Die Gymnas­tik, die sie morgens absolviert, nimmt sich in den Nahaufnahmen wie ein Kampfsport aus. Das helle Stoffband, das sich eines Nachts vom benachbarten Baugerüst löst, lässt sich wiederum mit dem Leichen­tuch assoziieren, das ein Totengräber aus einem offenen Grab räumt, als Clara im Gedenken an ihren verstorbenen Mann den Friedhof besucht. Es sind diese Schnittstellen zwischen Vergangenheit und Ge­genwart, die dieser stets auch die dramatischen Leerstellen miteinbeziehenden Inszenierung ihre Stringenz verleihen. Claras Feldzug ist ein Plädoyer für das Recht auf Erinnerung. Dabei trauert sie aber keiner besseren Vergangenheit nach, sondern kämpft gestärkt von schönen Erinnerungen für eine bessere Zukunft.
(aus: www.critic.de; www.kino-zeit.de; www.filmbulletin.ch)

Brasilien/Frankreich 2016; Regie & Buch: Kleber Mendonça Filho; Kamera: Pedro Sotero & Fabricio Tadeu; DarstellerInnen: Sonia Braga (Clara), Maeve Jinkings (Ana Paula), Irandor Santos (Roberval), Carla Riebes (Cleide), Hum­berto Carrão (Diego), Bud Lira (Antonio) u.a.; (DCP; 1:2,35; Farbe & Schwarz­weiß; 146min; brasilianische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTER­TITELN).


  
Filmplakat